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Bioböden – Alles Schwindel?

Wer das Wort Bioboden zum ersten Mal hört, denkt wahrscheinlich wie ich zunächst an idyllisches, ökologisch bewirtschaftetes Ackerland. Doch weit gefehlt. Die sogenannten Bioböden sind die neueste Evolutionsstufe der künstlichen Bodenbeläge. Sie sind die Antwort der Industrie auf die stetig wachsende Nachfrage nach künstlichen, elastischen Bodenbelägen.

 

Ein kurzer Exkurs
Was heißt natürlich? Was bedeutet künstlich? Es gibt sehr viele unterschiedliche Definitionen, was genau natürlich oder künstlich bedeutet. Ich benutze in diesem Artikel folgende einfache Definition: Ein natürlicher Stoff ist ein Stoff (z.B. Holz), der so in der Natur vorkommt. Ein künstlicher Stoff ist ein Stoff (z.B. Hochdichte Holz-Faserplatten – kurz HDF, englisch high-density fiberboard), der so nicht in der Natur vorkommt.

 

Was heißt „aus natürlichen Bestandteilen“?
Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die Aussage: „Aus natürlichen Bestandteilen“. Das bedeutet nämlich erst einmal gar ­nichts, denn alles was wir kennen und um uns haben besteht aus natürlichen Bestandteilen. Selbst PVC (Polyvinylchlorid) bestehet aus den natürlichen Bestandteilen Erdöl, Erdgas und Steinsalz. Man muss also ganz genau aufpassen, um sich von den „Öko“, „Bio“, „natürlich“ Aussagen nicht blenden zu lassen.

 

Ein ungebrochener Trend mit fadem Beigeschmack
Viele Kunden wünschen sich heute einen besonders strapazierfähigen, pflegeleichten, elastischen, rutschhemmenden und optisch vielfältigen Bodenbelag. PVC, Vinyl oder Design-Vinylböden sind daher seit einigen Jahren im Trend – Tendenz steigend. Leider sind viele dieser Produkte echte „Dreckschleudern“ und gehören eigentlich auf den Sondermüll. Die großflächigen Bodenbeläge mit denen man ständig in Berührung kommt, dünsten gefährliche, krebserregende Schadstoffe aus. Grund dafür sind die für die Elastizität notwenigen Weichmacher. Wenn die Weichmacher über die Jahre wieder entweichen, schrumpft der Kunststoff, wird spröde und hart. Insbesondere die Phthalat haltigen Weichmacher im PVC sind dafür bekannt, besonders gesundheits- und umweltschädlich zu sein. Die Alternativen – chlorfreie elastische Bodenbeläge – sind laut Ökotest nur zum Teil besser. Hier loht es sich also genau hinzuschauen, auf die Zertifikate und Labels zu achten und sich von einem echten Fachmann beraten zu lassen.

 

Wie viel Bio ist nun drin im Bioboden?
Die neuen Bioböden bestehen aus dem Kunststoff Polyurethan (PU), der zu 80 bis 90 Prozent aus den nachwachsenden Rohstoffen Rizinusöl und Rapsöl gewonnen wird. Leider ist man bei der Herstellung der neuen Bioböden auf sogenannte Isocyanate, die im Ruf stehen, krebserregend zu sein, als Ausgangsstoff angewiesen, wie auch die Zeitschrift Ökotest zu recht bemängelt. Inwiefern die neuen Bioböden also eine echte Alternative zu Vinyl oder Design-Vinylböden darstellen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die hauptsächliche Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen ist jedenfalls als Fortschritt in der Entwicklung künstlicher Bodenbeläge zu werten.

 

Alternative, ökologische Bodenbeläge
Wer sicher sein möchte, dass der neue Bodenbelag keine Schadstoffe enthält, sollte auf die oben genannten elastischen Beläge komplett verzichten! Es gibt jedoch diverse sehr gute Alternativen, je nach Gusto und Einsatzbereich. An erster Stelle bei den ökologischen, komplett schadstofffreien Bodenbelägen stehen alle zu einhundert Prozent natürlichen Bodenbeläge wie Naturstein, Massivholzparkett, Kork oder reine Wollteppiche bzw. Naturfaserteppiche. Selbstverständlich muss dann bei der Verlegung darauf geachtet werden, dass ausschließlich zertifiziert schadstofffreie Klebstoffe, Versiegelungen etc. zum Einsatz kommen.

Darüber hinaus gibt es heute auch ein paar künstlich hergestellte Bodenbeläge, die garantiert ökologisch und völlig unbedenklich sind. Besonders interessant ist da Linoleum als Bodenbelag, das mit seinen Eigenschaften den oben genannten PVC, Vinyl oder Design-Vinylböden am ähnlichsten ist. Linoleum besteht zu 100% aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen. Leinöl, Holzmehl, Kalkstein, Jutegewebe und Baumharz sind die wesentlichen Bestandteile. Linoleum ist schadstofffrei, extrem belastbar, elastischen, rutschhemmenden, verschleißfest und langlebig. Außerdem ist es hygienisch und pflegeleicht, beständig gegen Fett und Öle und im verlegten Zustand permanent antistatisch. Linoleum-Bodenbeläge gibt es heute in vielen Farben und Dekoren, die perfekt in heutige Interieurs passen. Der Bodenbelag ist als Rollware oder auch als Klick-Linoleum erhältlich.

Ein weiterer neuer, bisher wenig bekannter Bodenbelag besteht aus PET. Die Abkürzung PET steht für Polyethylenterephtalat. PET kennen wir bereits aus dem Bereich der Getränke-Kunststoffflaschen. Nun werden aus diesem, nachweislich ökologisch unbedenklichen Material von deutschen Herstellern auch Fußbodenbeläge hergestellt. Diese Böden mit Kunststoffoberfläche sind nahezu unverwüstlich und eignen sich daher perfekt für stark belastete Fläche wie zum Beispiel in Gewerberäumen, Shops etc.. Auch Wasser kann der Kunststoffoberfläche nichts anhaben. Jedoch bestehen diese so genannten Multilayer-Böden aus mehreren Schichten unterschiedlicher Materialien, die zum Teil empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren können. Daher sind diese PET Bodenbeläge nur Bedingt für Feuchträume zu empfehlen. Besser ist hier ein vollverklebter Linoleum-Boden oder die klassischen Varianten aus Keramik und Fliesen. In Sachen Optik gibt es eine große Auswahl. Holzdekore, Stein- oder Betonoptik, schwarz-weiße Schachbrettmuster oder knallig bunte Farben – hier gibt es fast keine Grenzen.

 

Fazit
Nicht überall wo Bio, Öko etc. drauf steht ist auch das drin, was sie sich davon versprechen. Wer bei großflächige Bodenbelägen, mit denen man schließlich ständig in Berührung kommt, darauf Wert legt, dass diese keine Schadstoffe enthalten, sollte sich vor dem Kauf unbedingt von einem Fachmann beraten lassen. Eine erste Orientierung bieten auch die Zertifizierungen durch das eco-Institut oder durch den Blauen Engel.

Sicher haben Sie zu diesem Thema spezielle Fragen, die Sie beantwortet wissen möchten. Vereinbaren Sie einfach einen Beratungstermin oder besuchen uns in unserer Ausstellung in der Tischfabrik24 in der Bertha-Kipfmüller-Straße 21 in 81249 München. Immer Samstags ist unser Parkettlegemeister Herr Petersen persönlich für Sie da. Wer sich eine umfangreiche Fachberatung wünscht, sollte jedoch vorab telefonisch einen Termin vereinbaren. Diese sind dann auch außerhalb der regulären Zeiten möglich. Unter der Rufnummer TEL +49 (0) 171 – 36 37 663 erreichen Sie uns gut.